FARBFILM AB!
Weg mit Minimalismus und asketischer Schlichtheit!
Die verblüffende Welt des Designers Jonathan Adler spielt, weitab vom Trend zu einfachen Linien und klinisch weißen Innenräumen, gekonnt mit satten Farben, Anspielungen auf den art-déco-stil und barocken Kombinationen.
Seine Kreationen weisen oft einen Schuss Humor auf – von seiner Kultvase „Dora Maar“ bis hin zu den Einrichtungstipps in seinem mitreißenden Buch My Prescription for Anti-Depressive Living von 2005. Aber der US-amerikanische Designer steht inzwischen an der Spitze eines Großunternehmens und seine gleichnamige Marke wird auf der ganzen Welt und in seinem unglaublichen über 6.000 m2 großen Showroom in New York vertrieben.
Dazu muss man wissen, dass der stets zu Scherzen aufgelegte Geschäftsmann in seiner Herangehensweise an die Inneneinrichtung wie auch in seinem Lebenslauf gern ausgetretene Pfade verlässt. Jonathan war an der Brown University in Semiotik eingeschrieben, gab das Studium aber auf, um sich seinem Hobby, der Töpferei, zu widmen. Seine Keramiken fielen auf und eine seiner Kollektionen wurde 1993 von der Luxuskaufhauskette Barneys erworben.
Fünf Jahre später eröffnete er seine erste Boutique in SoHo und er erweiterte seine künstlerische Palette um Design, Innenausstattung und verlegerische Tätigkeiten, stets äußerst sorgfältig und mit einem Touch von Glamour made in USA.
Jonathan Adler arbeitet auf Hochtouren, erweitert unaufhörlich seine Website und seine Online-Boutiquen und arbeitet zusammen mit dem Palm Springs Hotel, Fisher Price, Barbie, H&M und mit Amazon. Dabei ist er ständig auf der Suche nach Inspirationen für seine nächste Kollektion
Was macht heutzutage Design aus?
Jonathan Adler: Im Design spiegelt sich die Welt wider, in der wir leben. Und in der Welt, in der wir leben, herrscht das absolute Chaos! Das Leben folgt keinen Regeln mehr und genauso verhält es sich mit dem Design. Man muss sich ständig auf seinen freien Willen verlassen und Dinge in Frage stellen. Das Gute daran ist, dass man sich keine Sorgen mehr zu machen braucht, ob man der gerade geltenden Mode entspricht!
Woher stammt Ihre Leidenschaft für Keramik?
J. A.: Als ich zwölf Jahre alt war, lernte ich in einem Ferienlager das Töpfern kennen. Das war eine für mein Leben prägende Erfahrung, so als wäre das meine Bestimmung – und das sagt ein Mann, der nichts anfangen kann mit den Mythen der New-AgeBewegung. Seitdem spielt Keramik eine zentrale Rolle in meinem Leben und in meiner Vorstellung von Design.
Wie wirkt sich diese handwerkliche Leidenschaft auf Ihren Arbeitsalltag aus?
J. A.: Ich habe diesen handwerklichen Ansatz des Designs beibehalten und all meine Projekte entstehen zuerst in meiner Töpferwerkstatt. Die befindet sich übrigens mitten in meinen Büroräumen, die ein ganzes Geschoss in einem Gebäude in SoHo einnehmen.
Was hat Sie dazu veranlasst, sich für die Laufbahn eines Designers zu entscheiden?
J. A.: Das war eine allmähliche und eher unerwartete Entscheidung. Meine Laufbahn ist geprägt von Momenten, in denen ich zögerte. Auf die Nase zu fallen, ist für mich die beste Art, voranzukommen. Design und Kreativität sind das Herz meines Geschäfts. Und nur deshalb übe ich diesen Beruf aus, um coole Objekte und auffällige Räume zu schaffen!
Wenn Sie mal Zeit finden, sich auszuruhen, wo suchen Sie dann nach neuen Inspirationen?
J. A. : In den vergangenen Monaten habe ich mich in die Kleinstadt Shelter Island auf Long Island zurückgezogen und ich habe noch nie so eine inspirierende Naturlandschaft gefunden wie dort.
Genau in dem Moment, in dem wir sprechen, sehe ich einen Adler auf einem Ast unserer Eiche sitzen. Gestern Abend hatten wir einen Sonnenuntergang in Technicolor: Die Wolken waren blassrosa und ein Silberreiher flog über das glasklare Wasser.
Bildnachweise: Jonathan Adler