GEFÜHLVOLLE GEOMETRIE
Elisa Ossino inszeniert mit ihren Objekten und Raumausstattungen eine traumhafte und moderne Welt, in der die Zeit trotzdem still zu stehen scheint.
In ihren von geometrischen Linien geprägten Kreationen entstehen zeitgenössische Bilder, die eine gewisse Fremdheit mit absoluter Schönheit vereinen.
Elisa Ossino studierte wie einige ihrer berühmtesten Kollegen – darunter Renzo Piano – am Mailänder Polytechnikum und ist ein Tausendsassa. Sie arbeitet mit Kopf und Herz und geht dabei bereichsübergreifend vor. Als Designerin – wir verdanken ihr die berühmte Lampe Elementi für De Padova –, als Stilistin für Zeitschriften und als Innenarchitektin baut sie Brücken zwischen all diesen Bereichen und schafft, was sie „Synergien” nennt.
Architektin, Designerin, Innenarchitektin, Dozentin – womit haben Sie begonnen?
Elisa Ossino: Nach meinem Abschluss in Architektur am Mailänder Polytechnikum gehörte ich einer Forschungsgruppe an, die sich mit der Verbindung von Sprachwissenschaft und computerunterstütztem Lernen von Sprachen beschäftigte. Dadurch konnte ich mit zahlreichen Künstlerinnen und Architekten zusammenarbeiten. Wir erforschten gemeinsam die Synergien, die von Sprachen in anderen Bereichen geschaffen werden. Dieser Ansatz liegt allen Projekten zugrunde, die ich in Angriff nehme.
Wie lässt sich Ihr Designansatz beschreiben?
E. O.: Ich gehe stets von der Idee, von dem Sinn aus, den ich meinem Projekt verleihen möchte. Ich untersuche den Ort, die Wahl der Werkstoffe und die farbliche Zusammensetzung. Anschließend versuche ich das, was meine Kreationen erzählen sollen, in Skizzen zu übersetzen. Ich überlasse niemals etwas dem Zufall.
Ist Design für Sie eine Ausdrucksform?
E. O.: Meiner Meinung nach ist ein Projekt gelungen, wenn es gelingt, mit ihm eine Botschaft zu übermitteln und ohne Worte und Erklärungen Gefühle hervorzurufen. Ich versuche stets etwas Starkes und Symbolhaftes zu schaffen, das eine moderne Sicht der Welt zu vermitteln in der Lage ist.
In Ihrer Arbeit nehmen geometrische Formen einen zentralen Platz ein.
Welchen Einfluss hat die Kunst auf Sie?
E. O.: Wiederkehrende geometrische Linien sind sicherlich ein besonders typisches Merkmal meiner Arbeit; ich ziehe klare Formen vor. Ich schaffe gern Inneneinrichtungen, die ins Abstrakte gehen, so wie eine dreidimensionale lebende Malerei. Bei meinen Installationen wie auch in der Innenarchitektur inszeniere ich mit Vorliebe Räume, in denen die Zeit stillzustehen scheint.
Sie haben kürzlich die Marke H+O gegründet, bei der Sie sich gemeinsam mit der Designerin Josephine Akvama Hoffmeyer auf kreative Fliesen spezialisieren. Können Sie uns mehr zu diesem neuen Projekt sagen?
E. O. : Das ist ein bereichsübergreifendes Projekt, auf das ich sehr stolz bin. Entstanden ist es aus der Lust, die Oberfläche als ein wahrhaftes Designobjekt zu betrachten. Dazu haben wir in einer Mailänder Wohnung einen Showroom entworfen, einen Raum zum Ausprobieren und Ausstellen, in dem wir die Installation Perfect Darkness vorgestellt haben. Unsere handgemachten Tonkacheln sind nicht mehr auf ihre Funktionalität beschränkt, sondern gelten als zentrales Element der Inneneinrichtung.
Bildnachweise: Elisa Ossino, Jessica Soffiati, Tommaso Sartori, Giorgio Possenti