Cristina Celestino

Cristina Celestino

AM PULS DER ZEIT

Die Interior-Architektin und Designerin Cristina Celestino steht für eine ironische Verschmelzung von Kulturerbe und Modernität. Seit 2010 arbeitet sie für breit aufgestellte Luxusmarken wie Fendi, Fornace Brioni oder Sergio Rossi. Mit ihrer Agentur Attico Design will die kreative Mailänderin „emotionale Visionen“ schaffen.

Sonderpreis der Jury beim „Salone del Mobile Milano Award“ 2016, ELLE DECO International Design Awards 2017 und 2019, „Designer of the Year“ 2022 bei der Messe „Maison&Objet“… In Sachen Interiordesign ist Cristina Celestino tonangebend. Mit einer höchst konzeptuellen Analyse ihrer Arbeit offenbart sie, welche Prinzipien ihre Kreationen und architektonischen Inszenierungen bestimmen.

Cristina Celestino

Wie würden Sie Ihren Stil als Objektdesignerin und Innenarchitektin beschreiben?

Cristina Celestino: Mein Ziel ist es, emotionale Visionen zu schaffen. Dafür studiere ich traditionelle Materialien und ihre Vorzüge, um dem Ganzen dann eine zeitgenössische Note zu geben und eine neue Designtypologie zu kreieren. In der Regel vermische ich Elemente, die Teil des Kulturguts, Teil unseres kollektiven Gedächtnisses sind, mit einer Ästhetik der Gegenwart, übernommen aus Architektur, Design oder Mode. Oder mit von der Natur inspirierten Formen und Farben. All diese Bezüge funktionieren als Einheit und das Endergebnis ist eine oftmals unerwartete, ironische Synthese.

Cristina Celestino

Sie verleihen Räumen und Objekten eine hybride Bedeutung, ein Prinzip, das ihre gesamte Karriere begleitet. Warum?

C. C.: Mein übergreifender Crossover-Ansatz führt im Alltag wie im Beruf zu überraschenden Ergebnissen: Ich mache das ganz intuitiv, von Zeit zu Zeit verwebe ich verschiedene Kompetenzen. Mein ganzes Welt- und Gesellschaftsbild motiviert mich, Inhalte und Formensprachen zusammenzupacken.

Cristina Celestino

Einen Teil Ihrer Inspiration schöpfen Sie offenbar aus der Vergangenheit…

C. C.: Objekte haben ein emotionales Gedächtnis. Sie besitzen je nach Lebensphase verschiedene Bedeutungen, die im Unterbewusstsein übereinander abgespeichert sind. Alles, was ich kreiere, ist das Ergebnis dieses Magmas. Dafür braucht es keine klaren, bewussten Bezüge. Wenn ich überlege, was ich in den letzten zehn Jahren alles geschaffen habe, empfinde ich eine große Freiheit. Ich kann aus dem Vergangenen schöpfen und diesen Flow in den Kontext eines Bewusstseins setzen, das aus neuen Begegnungen hervorgegangen ist.

Sie sind eine passionierte Sammlerin. Wie verarbeiten Sie Vintage in Ihren Ausstattungen?

C. C.: Meine Leidenschaft fürs Design entstand übers Lesen. Dann kaufte ich erste Designerstücke, die mit der Zeit sehr zahlreich geworden sind – besonders Lampen. Die Kreationen berühmter Designer sehen und anfassen zu können, hilft mir bei der Arbeit enorm. Sie sind eine wichtige Inspirationsquelle. Jeder Designer sollte eine solche haben, um daraus gezielt eine eigene zeitgenössische Sicht zu entwickeln.

Welchen Platz finden Humor und Überraschung in Ihrer Arbeit?

C. C.: In meinen Werken mixe ich Elemente, die in einem oft unerwartet-ironischen Ergebnis zusammenfinden. Ich experimentiere mit Formen und Farben – über Maßstabsveränderungen und kleine Erfindungen. Objekte können neue Botschaften und unterschiedliche Bedeutungen vermitteln.

Cristina Celestino

Was sind Ihre aktuellen Projekte?

C. C.: Ein schönes Interior-Projekt in Rom im Stadtteil Parioli. Parallel dazu begleite ich weiterhin die Marken Fornace Brioni und Billiani als Creative Director. Das ist ungemein stimulierend.

Bildnachweise: Cristina Celestino, Anne Emmanuelle Thion, Mattia Balsamini, Pianca